Xenia und Blake - Die Familie kommt wieder zusammen

Blake war aufgeregt. Nicht mehr lange und er würde seine kleine Schwester Xenia wieder sehen. Lange Zeit hatten sie einander kaum gesehen, wenn dann durch Skype oder Bilder. Sie hatte eben nicht so viele Möglichkeiten nach London zu kommen, zumal sie ihren Vater pflegen musste. Oder wollte. Wie mann es auch sah. Es war für Blake auch keine Option nach Cambridge zu gehen. Hier hatte er damals gelebt und wurde rausgeschmissen. Blake hasste seinen Vater. Das würde sich auch im Totenbett nicht ändern. Warum Xenia dem verbitterten alten Mann half, konnte Blake sich nur dadurch erklären, dass sie für vieles zu jung war und sich nicht erinnern konnte. Jetzt war es eben so. Immerhin hatten die Geschwister einen sehr guten Kontakt.
Da Xenia bald ankommen würde, räumte Blake seine Wohnung auf. Die WG Mitbewohner waren sowieso außer Haus. Umso besser. Auch die Hunde Shaun und Mylo waren völlig aufgeregt. Vielleicht weil Blake diese Stimmung hatte und es ansteckte. Sonst huschte er nie so in der Wohnung umher und räumte auf.Noch 10 Minuten. Gut. Blake nahm also seinen Mantel, zog seine warmen Schuhe an und ging zum Bahnhof. Der war nicht weit von der Rossmore Road entfernt. Gerade so weit, dass er pünktlich ankam und sah, wie der Zug hielt. Schon jetzt war sein sonst so kühles Gesicht warm. Man sah ein leichtes Lächeln darauf.

Ja für Blake mochte es schon ein wenig unverständlich wirken, aber was sollte Xenia denn machen? Sie kannte die ganzen Hintergründe nicht und hatte nur den Gedanken im Sinn was wäre, wenn sie auch noch gehen würde. Dann wäre ihr Dad ganz allein und hätte niemanden mehr. Keiner hatte so ein Schicksal verdient. Außerdem liebte sie ihn und warum sollte sie ihn dann in ein Heim schieben, was eh mit seinen Patienten umspringt, als wären es Kakerlaken die aus der Mülltonne gekrochen waren. Da konnte sie ihn ja selber pflegen und sie tat es ja gerne. Auch wenn es manchmal recht stressig war.

Hoffentlich ging es ihrem Dad gut. Sie freute sich wirklich sehr darauf Blake wiederzusehen, aber sie hegte doch leichte Zweifel dass der Pflegedienst mit ihrem Dad klar kam. Außerdem misstraute sie jedem geschulten Fachpersonal. Naja. Wenn etwas war, die Nummer hing am Kühlschrank. Sie freute sich ein paar Tage mit ihrem Bruder verbringen zu dürfen. Sicherlich würden sie viel Spaß zusammen haben. Die ganze Zugfahrt über sah sie aus dem Fenster und konnte es kaum erwarten London zu sehen. Ob es so schön war, wie alle immer sagten? Sie musste es unbedingt wissen. Ihr Herz schlug schneller je näher sie dem Bahnhof kamen und als der Zug hielt, schnappte sie sich ihren Koffer und verließ dann ihren Abteil. Sie wartete bis sich die Tür öffnete und stieg dann aus. Sie sah sich nach ihrem Bruder um. Grrr. Warum mussten dass so viele Menschen hier sein?

Der Zug hielt und Blake wurde immer unruhiger. Das letzte mal dass Xenia in London gewesen ist, war schon wieder fast drei Jahre her. Aber da hatte sie nicht viel von der Stadt gesehen. Es ging direkt vom Bahnhof zu Blakes Zuhause. Die anderen Treffen waren meist in Chelmsforth, Essex getroffen. Es war so für beide billiger, als wenn einer den ganzen Weg hin und zurück fuhr. Leider waren sie beide knapp bei Kasse. Das wobei ihr Vater genug Geld hatte. Doch er verwehrte es seinen Kindern. Blake wäre das egal, wenn Xenia nicht darunter leiden würde. Er selbst hatte mit seinem Vater abgeschlossen, als er 16 war. Doch nicht Xenia.

Wie gut, dass die beiden so oft Kontakt hatten. Andernfalls wäre es schwer seine Schwester wieder zu erkennen. Sie war erwachsen geworden. Und gut aussehend, wobei sie das schon immer war. Blake erkannte sie und kam mit langsamen Schritten direkt auf sie zu. Er grinste sie schließlich mit vor Freude glitzernden Augen an und breitete die Arme aus. Es war so lange her, unglaublich wie schnell die Zeit vergangen war. "Xenia! Ich bin so froh dass du da bist."

Xenia hatte Geld gespart um nach London kommen zu können und sie hatte ihrem Verlobten das Versprechen abringen können, dass er hin und wieder nach Xenias Vater schaute. Das war ihr wirklich sehr wichtig. Er hatte es ihr auch ermöglicht hier her zu kommen. Denn das meiste Geld für die Reise kam von ihm. Er wollte ihr unbedingt eine Freude machen und es war geglückt. Drei Jahre war es her, dass sie sich beide zum letzen Mal persönlich gesehen hatten. Nur skypen und Bilder schicken war okay, aber füllte die Leere im Inneren nicht aus. Deshalb wollte sie unbedingt nach London. Auch wenn man sehr lange auf sie einreden musste, bevor sie sich dazu entschloss ihren Vater für längere Zeit alleine zu lassen. Ansonsten lief alles gut. Sie stand am Gleis und bemerkte dass Blake auf sie zukam. Sofort setzte sie ihren Koffer ab und umarmte ihn innig. "Ich freue mich auch dich zu sehen Blake!" Sie strahlte übers ganze Gesicht und sah ihn dann an. "Ich freue mich hier zu sein, Zum Glück sind Ferien und habe ich einen tollen Verlobten der mir die Reise quasi geschenkt hat!" Naja. Mehr oder Weniger, aber wenn er das meiste bezahlt hatte, dann sah es Xenia durchaus als geschenkt an.

Blake lachte. Er war überaus glücklich seine kleine Schwester wieder zu sehen. "Siehst gut aus" Gab er ihr als Kompliment und lächelte sie an. Kurz war er etwas verwirrt und hob eine Augenbraue. Ein Verlobter? "Moment langsam. Ein Verlobter? Du.. wow. Ähm lass uns erst nachhause fahren ja? Dann kannst du mir mehr von ihm erzählen." Er grinste wieder und nahm Xenias Koffer hoch. So musste seine kleine Schwester das nicht tragen, sie mussten den Weg zur Rossmore Road laufen. Ein Auto in London zu besitzen ist unnötig. Überall waren Untergrundbahnen, Taxis, Züge, Busse. Laufen war da die angenehmste Möglichkeit, wenn man den stressigen Verkehr von London im Auge hatte.

"Wie war die Fahrt? Ich hoffe es hat alles geklappt, wie es sollte?" Er lächelte sie warm an und ging mit ihr also weg vom Bahnhof. Nun eilte es nicht mehr. Sie konnten gemütlich gehen. Es galt nun ja niemanden mehr abzuholen oder sonst wohin zeitlich zu kommen. Es hätte schön geklungen, wenn Blake sich extra frei genommen hätte, aber er hatte ja keinen Job, beidem er jemandem Rechenschaft schuldig war. Das Leben in einer Bande hatte kaum Vorteile. Aber das hier war wirklich einer.

Xenia lächelte zurück. " Danke. Das kann ich nur zurückgeben!" Dann kratzte sie sich verlegen am Hinterkopf. Hatte sie es Blake noch gar nicht erzählt gehabt? Upsi. Ändern könnte sie es jetzt eh nicht mehr und sie würde sich auch hüten von ihrem Dad anzufangen, denn dass war etwas worüber Blake mit ihr sicherlich nicht sprechen wollte. "Tut mir Leid Blake. Ich hab wohl in dem ganzen Stress vergessen dir zu schreiben oder zu sagen, dass ich verlobt bin. Die letzte Zeit hatte mich ein bisschen geschlaucht und da war ich froh als ich in meinem Bett lag. ich hätte es dir gesagt...wirklich!" Warum auch immer sie sich erklären wollte, wusste sie selber nicht. "Aber er ist toll!" Nun musste sie doch wieder lächeln. Sie bedankte weil Blake ihren Koffer trug und sah sich ein wenig um, während sie liefen. " Lang, aber doch recht angenehm. Diesmal hatten sie sogar Sitze auf denen man nicht saß wie auf einem Stein und auch sonst war alles gut. Es hat alles klappt und wie war dein Tag so?" Sie wollte über ihren Bruder bescheid wissen und hatte so viele Fragen, aber sie war ja geduldig.

Die beiden Nortons sahen sich wirklich ähnlich. Sie konnten nicht verleugnen, dass sie verwandt waren. Blake und Xenia besaßen beide dieselben Augen. Diese Mischung aus Meeres-Topas und Kyanit in. Auch hatten sie beide rabenschwarze Haare und eine bleiche Haut. Die Augen waren wohl von ihrer Mutter, denn ihr Vater hatte eiskalte grau/grüne Augen. „Kein Problem. Ich bin froh, dass ich es überhaupt erfahre. Wenn wir schon dabei sind. Wie heißt er, wie alt ist er? Und wie habt ihr euch kennen gelernt?“ Das mochte vielleicht etwas zu neugierig klingen, aber immerhin war Xenia Blakes kleine Schwester. Er konnte nicht zulassen, dass sie einem Mann vertraute, der wohlmöglich gefährlich war. Oder der ihr alles nur vorspielte. Um hier aber niemandem etwas vorzuwerfen, war es wohl besser, dass Blake fragte. „Freut mich, wenn er toll ist.“ Sagte er warm lächelnd. "Immerhin war die fahrt angenehm. Mein tag war relativ ruhig. Ich war nur vorhin einkaufen." Sie hatten schon bald die Rossmore Road erreicht. Blake schloss auf und führte Xenia in seine Wohnung. Die beiden Hunde begrüßten Xenia erfreut. Mylo, die kleine englische Bulldogge von einem Jahr, tappste zu Xenia und spielte mit ihrem Schnürsenkel. Shaun, der Australian Shepherd von sechs Jahren, schleckte Xenias Hand ab und strich mit seinem langen Fell sanft an ihrem Bein entlang. Vergleichbar mit einer Katze. Blake stellte den Koffer ab und zog Schuhe, sowie Mantel aus. „So.. daheim. Kann ich dir was anbieten?“

Xenia würde auch nicht leugnen, dass sie mit Blake verwandt ist. Immerhin liebt sie ihren Bruder sehr und es freute sie, dass sie etwas fragte. " Ich kann dir doch nichts vorenthalten. Nein. Das geht nicht. Er heißt Benjamin Fernandéz und ist zwei Jahre älter als ich. Damals habe ich Arbeiten oder andere berufliche Dinge immer in dem kleinen Cafe bei uns um die Ecke erledigt und da sah er mit seinem Laptop auch so ziemlich jeden Tag und ja.....ich fand das interessant. Dann hab ich ihn angesprochen und wir waren erst gute Freunde. Dann kamen wir zusammen und haben uns schlussendlich verlobt." Sie zeigte Blake ihren Verlobungsring und strahlte. " Wenn die Frage nach seinem Beruf fallen sollte, dann kann ich dir sagen, dass er Student für Neurowissenschaften ist!" Über die Vermutung, dass er ihr etwas verheimlichte und vermutlich irgendwelchen Dreck am stecken hatte, ließ sie aus. Da sie Blake nicht seinen ersten Eindruck von ihrem Verlobten versauen wollte. Als sie in Blakes Wohnung ankamen, wurde sie gleich von seinen beiden Hunden überfallen. Sie lachte und streichelte sie Vorsichtig. " Ich mag sie!"